Lesung Bücherstube Lauer

Ausschnitt aus dem Rheingau-Echo vom 12.12.2024

"Die Kunden waren total begeistert. Einige kamen und gingen mehrfach, haben etwas anderes erledigt und kamen dann wieder zur nächsten Lesung. Es war ein schöner Erfolg. Bei der letzten Lesung, die war von Roland Stark, haben wir für unsere Gäste einen Wein ausgeschenkt und haben noch gemeinsam diskutiert", freute sich Bettina Lauer, die Inhaberin der Bücherstube Lauer. Am vergangenen Samstag hatte sich ihre Buchhandlung in einen lebendigen Treffpunkt für Freunde der Rheingauer Literatur verwandelt. Die Autorengemeinschaft RheinWeinFeder feierte die Premierenlesung ihrer ersten Anthologie "Auslese – Band 1: Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken".

"Das Tolle an den Lesungen waren die Unterschiede. Die einen haben lange gelesen, andere nur kurz. Stephan Reinbacher hatte seine Gitarre dabei und hat für uns gespielt und gesungen. Das waren so viele unterschiedliche Eindrücke, die dieses Nachmittagsformat so unterhaltsam gemacht haben", betonte Lauer.

Die Veranstaltung bot ein besonderes Konzept: Statt einer klassischen Abendlesung, die in der geschäftigen Adventszeit oft schwer in den Terminkalender passt, wurde den ganzen Tag über zu einer "häppchenweisen" Lesung eingeladen. Besucher konnten spontan hereinkommen, den Geschichten lauschen und sich von der literarischen Vielfalt des Rheingaus inspirieren lassen.

Die Idee zu dieser Veranstaltung entstand, als Andreas Arz, Mitbegründer von RheinWeinFeder, die Veröffentlichung des ersten Bandes der Anthologie im Rahmen der Rheingauer Krimiabende ankündigte. Bettina Lauer bot spontan ihre Buchhandlung als Ort der Premierenlesung an – ein Angebot, das von den Autoren begeistert angenommen wurde. "Wir wollten ein niedrigschwelliges Angebot schaffen, das für alle zugänglich ist", so Lauer zu Beginn der Lesung und erklärte: "Heute ist Weihnachtsmarkt in Eltville, und wir haben extra bis 18 Uhr geöffnet. Wer vorbeikommt, kann einfach zuhören."

"Die Premierenlesung war ein voller Erfolg. Über den Tag kamen viele interessierte Zuhörer, um den einzelnen Vorträgen zu lauschen", freute sich auch Andreas Arz. Auch wenn aktuell keine Termine für weitere Lesungen geplant sind, wird es im nächsten Jahr sicher weitergehen. Gespräche werden derzeit mit Veranstaltern und Locations geführt. Im Januar wird sich die RheinWeinFeder Gemeinschaft erneut treffen und Band 2 der Reihe »Auslese« planen. Außerdem sind weitere Buchprojekte in Planung.

Die Anthologie "Auslese – Band 1" vereint die Werke von elf Autoren, die in ihren Geschichten die Region und ihre Besonderheiten auf vielfältige Weise zum Leben erwecken. Ob historische Begegnungen, moderne Kriminalfälle oder fantastische Abenteuer – die Geschichten sind so facettenreich wie der Rheingau selbst. Das titelgebende Motto "Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken", inspiriert von einem Zitat, das Goethe zugeschrieben wird, zieht sich dabei wie ein roter Faden durch die Sammlung und verbindet die verschiedenen Erzählungen. Sechs der Autorinnen und Autoren traten während der Lesung über den Tag verteilt auf und präsentierten ihre Werke.

Den Anfang machte Andreas Arz mit seiner Geschichte "Flaschenpost". Der gebürtige Wiesbadener, der im Rheingau aufwuchs, entdeckte früh seine Leidenschaft für das Schreiben. Nach einer Ausbildung zum Verlagskaufmann und einem Studium zum Marketing- und Kommunikationswirt arbeitete er in der Werbebranche und sammelte prägende Erfahrungen während eines Auslandsjahres in Australien. Mit seinem Debütroman "Der Schatz im Flaschenhals" (2020) etablierte er sich als Autor spannender Rheingau-Krimis. Es folgten weitere erfolgreiche Werke, darunter "Die Rache im Flaschenhals" und "Tod einer Weinkönigin". Diese Jahr erschien seine Neuinterpretation der Loreley-Sage.

Bärbel Nisch las ihre Kurzgeschichte "Wildsau Down Under". Die freie Autorin und Journalistin, wurde 2023 mit dem Theaterpreis des Frankfurter Autorentheaters für ihr Antikriegsstück "Im Norden von Bellikö" ausgezeichnet. Nach einem Jura-Studium und Tätigkeiten bei Radio- und Fernsehsendern wie Rias, ZDF und RTL spezialisierte Nisch sich auf Reportagen und Erzählungen mit Schwerpunkt auf Verbrechen und Justiz. Ihre preisgekrönten Kurzgeschichten und -krimis verbinden Recherche mit Fantasie. Seit 2023 engagiert sie sich im Partizipationsprojekt "Orlando" des Hessischen Staatstheaters.

Stephan Reinbacher präsentierte "Letzte Ausfahrt", eine packende Erzählung mit einem kriminellen Twist. Aufgewachsen in Hamburg lebt Reinbacher seit 20 Jahren im Rheingau. Nach einem Jura- und Psychologiestudium führte ihn sein Weg über diverse Jobs zum Fernsehen, wo er als Autor und Kameramann für TV-Magazine arbeitete. Seine mehrfach ausgezeichneten Kurzgeschichten und die Krimi-Trilogie um die Phantombildzeichnerin Elisa Lowe, darunter "Die Schatten von Wiesbaden", spiegeln seine Leidenschaft für die Region wider.

Michael Tosch las "Spätlesereiter 2.0", die Handlung spielt in Rüderichville und die Botin macht sich hier mit einem E-Bike auf die Reise zum Bischof. Der Autor ist Wahl-Rüdesheimer und entdeckte nach seiner Karriere als Management-Trainer und Coach erneut seine Leidenschaft für das Schreiben. Tosch veröffentlichte Jugendbücher, Kriminalromane und einen Historien-Krimi. Besonders bekannt sind seine Juist- und Rüdesheim-Krimis, die von intensiver Recherche und kreativem Erzählen geprägt sind.

Karl-Heinz Behrens ist Mitbegründer von RheinWeinFeder. Er las aus "Des Kellermeisters letzte Botschaft". Behrens lebt seit rund 40 Jahren im Rheingau. Nach einem Studium der Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften, sowie Journalismus in Köln arbeitete er für öffentlich-rechtliche TV-Sender und als Pionier des Verlegerfernsehens. Seit Mitte der 90er Jahre ist er als Journalist, Verleger und Autor selbstständig. Unter dem Pseudonym Gernot von Karben schreibt er preisgekrönte Rheingau-Krimis.

Roland Stark schloss die Lesung mit "Nachts im Brentanohaus" ab, einer Geschichte, die historische und psychologische Elemente kunstvoll verbindet. Der in Neustadt an der Weinstraße geborene Arzt und Psychotherapeut lebt seit über 30 Jahren im Rheingau. Nach seinem Medizinstudium in Homburg und Mainz sowie einer Facharztausbildung als Psychiater ließ er sich in Eltville mit eigener Praxis nieder. Er ist auf tiefenpsychologische Therapie und die Behandlung traumatisierter Menschen spezialisiert und unterrichtet als Dozent an der Universitätsklinik Mainz. Der Weinbau prägt nicht nur seine Wahlheimat, sondern auch seine Lebensphilosophie.

Die Anthologie ist das erste Werk der 2024 gegründeten Plattform RheinWeinFeder, einer Verlagskooperative, die Autoren und kleinen Verlagen entlang des Rheins strategische Unterstützung bietet. Andreas Arz und Karl-Heinz Behrens, die Gründer von RheinWeinFeder, haben eine Plattform geschaffen, die auf Gemeinschaft, demokratischer Entscheidungsfindung und Ressourcenteilung basiert. Ziel ist es, die literarische Landschaft des Rheingaus nachhaltig zu bereichern und gleichzeitig regionale Kultur und Vielfalt zu fördern.

Die Premierenlesung war ein voller Erfolg und zog zahlreiche Besucher an, die die einzigartige Gelegenheit nutzten, in die Welt der Rheingauer Geschichten einzutauchen. Die lockere Atmosphäre, kombiniert mit der Möglichkeit, die Autoren persönlich kennenzulernen, machte die Veranstaltung zu einem unvergesslichen Erlebnis.

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